Sonntag, 15. Juni 2008

Y tu Mama tambien

Das hier links, lieber Leser, ist ein Dir ganz vertrautes Gesicht. Es ist, um es genau zu sagen, das erste Gesicht, das Du in Deinem Leben wahrnimmst. Ja, Du hast mich richtig verstanden - es ist Deine Mutter. Und: nein, ich will weder Deine Mutter beschimpfen noch Dich oder mich für verrückt halten. Lass es mich Dir erklären. Ich wette, ich kann's beweisen.



Wenn Babys auf die Welt kommen, sind sie in einem Schockzustand. Statt eines dunklen warmen flüssigen All-Inclusive-Hotels gibt es Licht und Gerüche und Schreie (meistens die eigenen) und Kälte. Das Leben fängt also richtig stressig an. Ja, wenn man sich denn erst mal richtig umsehen könnte... Und da fängt das Problem an: Neugeborene sehen nicht viel. Vielleicht erinnern wir uns erst mal daran, dass die Augen im Laufe der Evolution ziemlich unsinnig gebaut wurden. Nicht nur, dass das Bild auf der Netzhaut verkehrt herum ankommt. Nicht nur, dass das Licht, bevor es auf die Photorezeptoren trifft, durch sage und schreibe sechs Zellschichten samt Blutgefäßen hindurch muss, unser "Roh-Bild" also getrübt und von roten Fäden durchzogen ist. Nein, der arme Säugling hat dazu noch so schlechte Sehkraft, dass er keinen einzigen Führerscheintest bestehen würde: Er ist kurzsichtig und sieht nur bis zu einer Distanz eines ausgestreckten mütterlichen Arms (weiter muss es ja auch nicht sehen). Dessen nicht genug, er kann auch noch keine Farben unterscheiden und hat extreme Fokussierungsprobleme, so dass das Bild unscharf und ohne Details ist. Des weiteren leidet ein Neugeborenes unter schwerem Astigmatismus, so dass das Bild, gerade an den Rändern, verzerrt wird. Kurzum: Das Baby sieht richtig schlecht. Es muss andererseits ja auch nicht gut sehen, denn seine Mama übernimmt den Rest. Zudem bessern sich die Sehfehler innerhalb weniger Monate bis zur Normalität aus.

Nur: Wie sieht ein Baby denn dann das Muttergesicht? Unter der Berücksichtigung der obigen Sehfehler hat der Psychologe Frederick Malmstrom ein Foto einer normalen Frau wie folgt bearbeitet:




Längliches farbloses Gesicht mit prominenten Augen, hoher Stirn, langer Nase und keinen Gesichts- und Hautdetails - sieht es nicht dem typischen Alienbild ähnlich aus? Malmstrom zieht daraus den interessanten Schluss, dass die - meist unter Hypnose erhaltenen - Bilder eines Aliens das unbewusst in unseren Gehirnen gespeicherte "Muster-Bild" eines Menschen darstellen, das uns hilft, nach der Geburt unsere Mutter als solche zu erkennen. Ob das simmt, wird weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Es ist jedoch schon etwas unheimlich, dass der Mensch, der uns am nächsten, wärmsten und vertrautesten ist, für uns kurz nach der Geburt wie ein Monster aussieht. Von wegen also Ödipus-Komplex...