Dienstag, 26. Februar 2008

Die Frechheit des Lebens

Ich werde jetzt mal zwei Aussagen in den Raum stellen, die sehr eng miteinander verknüpft sind. Wie - das erfährst Du am Ende dieses Beitrags. Nr. 1: Nylonstrümpfe zum Frühstück zu essen schmeckt scheußlich. Nr. 2: Wir sind mit Sicherheit nicht die einzige Lebensform im Universum.

Verwirrt? Zu Recht. Aber ich verspreche, dass zwei Absätze weiter die Sache aufgeklärt wird. Es geht nicht mehr und nicht weniger um die alte Frage, ob wir "allein im Weltall" sind oder ob es weitere Lebensformen gibt. Nein, ich meine nicht (nur) die grünen Lebewesen mit Antennen auf dem Kopf, die aus fliegenden Untertassen steigen. Sondern ganz allgemein die Frage, ob das Leben in seiner ganzen Komplexität, die wir auf der Erde beobachten können (unser Gehirn ist nachweislich das komplexeste Objekt, das Menschen je beobachtet haben) eine einzigartige Ausnahme in der öden kalten Dunkelheit da draußen ist.

Obwohl wir es wohl nie mit Sicherheit wissen werden - der Informationsaustausch im Universum ist begrenzt durch die Lichtgeschwindigkeit und daher aufgrund der unvorstellbar riesigen Entfernungen im All viel zu langsam - können wir zum Beispiel die Wahrscheinlichkeitsrechnung bemühen. Einerseits sind die Chancen für solch ideale Lebensbedingungen, wie wir sie auf der Erde haben, äußerst gering (mehr dazu hier). Andererseits aber: Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, so ein 5-Sterne-Wellness-Hotel wie unsere Erde zu ergattern, nur - sagen wir - 0,0001 % wäre, muss man bedenken, wie unglaublich, unvorstellbar viele Sterne es gibt. Ein geflügeltes Wort unter Astronomen lautet, dass bereits im uns bekannten, beobachtbaren Universum es mehr Sterne gibt als Sandkörner auf allen Stränden der Erde. Und selbst wenn bei weitem nicht jeder Stern überhaupt Planeten hat, wird es unter den Abermilliarden der Gestirne ganz bestimmt eine Unmenge von günstigen Konstellationen geben.

Und wenn die Bedingungen halbwegs akzeptabel sind, lässt das Leben nicht lange auf sich warten. Das sieht man sehr schön an der Geschichte unseres Planeten. Eine Milliarde Jahre nach der Entstehung der Erde hat sich die Oberfläche halbwegs abgekühlt, und das ständige Bombardement durch Meteoriten hörte langsam auf. Ungefähr zur selben Zeit entstanden bereits primitive Lebensformen. Das Leben war also, sobald es die Umstände halbwegs zuließen, ziemlich schnell da und ist seitdem nicht von dem blauen Planeten wegzubekommen. Wo wurden sog. extremophile Lebensformen nicht schon gefunden - in kochend heißen Quellen (bis zu 113°C), schwefelsauren Schlammlöchern, unterirdischen Ölkloaken, sauerstofflosen und dunklen Berghöhlen oder hochkonzentrierten Salzlaken. Diese Mikrobenart überlebt das 1000-fache der für Menschen tödlichen Radioaktivitäts-Dosis, indem es seine komplett in Stücke gerissene DNA einfach wie ein Puzzle wieder zusammensetzt. Sogar im lebensfeindlichen Vakuum des Weltraums überleben diese Genossen hier. Es gibt neuerdings sogar Bakterien, die sich - der versprochene Spannungsbogen schließt sich! - von Nylon ernähren. Und wenn solche Gourmets vor unseren Augen überall zu finden sind - dann drängt sich der Gedanke auf, dass die Chemie des Lebens so beschaffen ist, dass es alle möglichen Formen annehmen und sich an alle denkbaren Lebensbedingungen anpassen kann. Und wir können uns außerdem nur auf das kohlenstoffbasierte nukleotidvererbende Leben beziehen, das wir kennen - der Fantasie bzgl. anderer biologischer Konzepte sind keine Grenzen gesetzt.

Das Leben scheint also ziemlich lebensfroh zu sein, außerdem frech und zäh. Allein im Universum - was für ein arroganter Gedanke!

Dienstag, 19. Februar 2008

Das Ende der Welt

"Some say, the world will end in fire, some say - in ice" schrieb einmal Robert Frost und hat damit nach dem jetzigen Stand der Forschung gar nicht so Unrecht. Das Ende der Welt, der Zeitpunkt, in dem alles, wirklich alles, was wir kennen, zu existieren aufhört, hat die Menschen schon lange beschäftigt. Lieder wurden darüber geschrieben, in religiösen Endzeitszenarien die schrecklichsten Dinge offenbart. Meistens geht die Welt dabei in einer gigantischen Katastrophe unter, wobei der Fantasie kein Tier zu abenteuerlich, keine Qual zu sadistisch und kein Schlacht-Tableau zu gigantomanisch ist. In Eis geht die Welt eher selten unter (ein Schelm, der dabei die höhere erzählerische Wirkung des Feuerinfernos gegenüber dem langweiligen Erkalten vermutet). Faszinierend war das Ende der Welt jedenfalls schon immer. Weltuntergangssekten-Mitglieder begingen sogar freiwillig scharenweise Selbstmord, damit sie, der irdischen Apokalypse entgangen, auf fernen Planeten ein neues Leben mit ihren Astralkörpern anfangen konnten. Inzwischen wissen wir ziemlich genau, wie das Ende der Welt ablaufen wird - je nachdem, was man als den Weltuntergang definiert, wird er, frei nach Robert Frost, sehr heiß oder eisig kalt.

Wenn wir auf unsere Erde abstellen, dann sollten wir uns in ca. fünf Miliarden Jahren eine gute Sonnencreme besorgen. Denn dann wird sich die Sonne aufgrund von veränderten Kernfusionsprozessen zu einem "roten Riesen" aufblähen, der Merkur und Venus verschlucken und die Erde rösten wird. Mit verdampften Ozeanen und Oberflächentemperaturen von über 1000 Grad lässt sich schwer überleben.

Erschreckend? Nein, nicht doch. So weit wird es nämlich gar nicht kommen. Schon zwei Milliarden Jahre zuvor wird es nämlich einen kapitalen Zusammenstoß geben zwischen der Milchstraße und der Andromeda-Galaxie (hier eine Animation). Sie fliegen zurzeit ziemlich genau aufeinander zu. Sterne werden aufeinanderprallen, Gravitationswellen die Raumzeit erschüttern, die Laufbahn der Sonne und der Planeten verzerren und die Erde entweder in die Sonne stürzen oder von der Sonne wegziehen, damit sie von umherfliegenden Asteroiden und sonstigem Kollisionsmüll getroffen werden kann.

Feuer, Feuer überall - was ist denn mit dem Eis? Nun, dann müssen wir das wirkliche Ende der Welt abwarten - das Ende des ganzen Universums. Die geheimnisvolle "dunkle Energie", die die Ausdehnung des Universums immer weiter voranpeitscht, legt den Schluss nahe, dass es immer mehr und immer weiter expandieren wird. (Daher ist unsere Zeit übrigens die einzige Zeit in der Geschichte des Universums, in der wir Rückschlüsse auf dessen Entstehung ziehen können. Irgendwann in Zukunft wird aufgrund der immer stärker werdenden Ausdehnung des Weltalls kein einziger Stern am Himmel außerhalb der eigenen Galaxie mehr zu sehen sein - man wird also fälschlicherweise von einem statischen Universum ausgehen!) Am Ende gibt es schließlich den Kältetod. Die letzten Sterne sind verloschen, die Atome auseinandergefallen, ein dunkles, leeres, unendlich weites Nichts auf dem absoluten Temperaturnullpunkt (-273 °C) gähnt uns entgegen. Die Welt endet also im Eis. Aber bis dahin haben wir noch eine Menge Zeit, uns gegenseitig mit Massenvernichtungswaffen abzuschlachten, die Erde bis zur Unerträglichen zu verpesten und neuen Viren-Generationen zu erliegen. Genießen wir also die fröhliche Aussicht!